Pressemitteilung
Lausanne, 28 juin 2021

Das CHUV und die ISREC Stiftung verkünden eine Schenkung von 25 Millionen Schweizer Franken zur Erweiterung der FLASH-Strahlentherapie auf alle Krebsarten

Das Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV) und die ISREC Stiftung geben die Finanzierung der klinischen Umsetzung einer Spitzentechnologie auf dem Gebiet der Strahlentherapie bekannt. Mit dieser Technologie sollen die resistentesten Krebsarten behandelt werden können. Die innovative Weiterentwicklung der Strahlentherapie tötet Tumorzellen selektiv ab, ohne dabei das gesunde Gewebe anzugreifen. Sie könnte dazu dienen, mittels FLASH Therapie Patienten zu behandeln, die an ganz unterschiedlichen Krebsarten leiden. Eine Umsetzung dieser Technologie im klinischen Bereich wäre eine Weltneuheit. Die Zuwendung in Höhe von 25 Millionen Schweizer Franken ermöglicht eine Erweiterung der Bestrebungen des CHUVs, Innovationen auf dem Gebiet der Strahlenonkologie zu entwickeln. So können die Fachleute des Universitätsspitals in Lausanne mit Experten auf dem Gebiet der Teilchenbeschleunigungstechnologie im CERN zusammenarbeiten, um eine FLASH-Strahlentherapie-Plattform zu entwerfen und zu bauen.

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In den vergangenen zehn Jahren ist die Strahlentherapie dank technologischen Fortschritten zu einer präzisen und wirksamen Behandlung für Krebspatienten avanciert. Diese Therapieform wird schon lange zur Behandlung von Krebserkrankungen angewendet. Allerdings haben sich Innovationen in diesem Bereich nur langsam durchgesetzt. Vor bald 40 Jahren wurde festgestellt, dass eine kurz eingesetzte, hohe Strahlendosis (ein «Strahlen-FLASH») Tumorzellen selektiv beschädigen kann, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu beeinträchtigen. Diese Beobachtungen wurde viele Jahre lang nicht weiterverfolgt, bis einige Radioonkologen entschieden, die Resultate zu reproduzieren. Professor Jean Bourhis, Leiter der Strahlenonkologie-Abteilung am CHUV, und sein Team gehören zu den Pionieren.

Diese innovative Bestrahlungsmethode hat beeindruckende Ergebnisse geliefert und eröffnet nun neue Perspektiven für die Behandlung von strahlenresistenten Tumoren, bei denen eine Erhöhung der üblicherweise eingesetzten Strahlendosis zu einer Beschädigung des gesunden Gewebes führen würde. Die gängige Strahlentherapie dauert mehrere Minuten, während die FLASH-Therapie im Millisekundenbereich verabreicht wird. Diese äusserst kurze Bestrahlung erlaubt eine Schonung des gesunden Gewebes trotz effizienter Abtötung der Tumorzellen. Im vergangenen Jahr hat das CHUV im Rahmen einer Pilotstudie, die genauso wie das jetzige Projekt von der ISREC Stiftung unterstützt wurde, zwei klinische FLASH-Prototypen eingerichtet, mit denen Tumoren in einer Tiefe von bis zu 3 cm behandelt werden können. Ausserdem läuft im CHUV derzeit eine klinische Studie zur FLASH-Behandlung von oberflächlichen Hautkrebserkrankungen. «Die FLASH-Strahlentherapie eröffnet wichtige Perspektiven für eine signifikante Verbesserung des Behandlungsstandards und der Lebensqualität von Krebspatienten. Diese Kriterien gehören zu den Eckpfeilern der Aufgaben der Stiftung und sind für die Auswahl der Krebsforschungsprojekte, die wir unterstützen möchten, entscheidend», erklärt Prof. Pierre-Marie Glauser, Präsident der ISREC Stiftung.

Die Finanzierung in Höhe von 25 Millionen Schweizer Franken für diese Phase des FLASH-Strahlentherapieprogramms des CHUVs ermöglicht den bislang ungedeckten Bedarf einer Behandlung von tiefliegenden Tumoren anzugehen. Nur wenige hochspezialisierte Institutionen weltweit sind in der Lage, die technischen Schwierigkeiten zu bewältigen, die mit der hochenergetischen Strahlung einer FLASH-Behandlung von tiefliegenden Tumoren einhergehen. Zu diesen Einrichtungen gehört das CERN, das in Zusammenarbeit mit Radioonkologie-, Biologie- und Medizinphysikspezialisten des CHUVs zum weltweit ersten Mal eine Apparatur für die FLASH-Therapie mit hochenergetischen Elektronen entwickelt. Diese Therapie soll danach im CHUV etabliert und klinisch angewendet werden.

«In diesem innovativen, interdisziplinären Projekt arbeiten Biologen, Physiker und Mediziner eng zusammen. Oft werden in solch einer Konfiguration wichtige Fortschritte erzielt, und wir sind zuversichtlich, dass diese Zusammenarbeit zwischen dem CHUV und dem CERN das FLASH-Programm auf eine ganz neue Ebene der Effizienz und der Umsetzung führen wird. Es ist eine der Aufgaben der ISREC Stiftung, derartige translationale Krebsforschung zu fördern», erläutert Prof. Susan Gasser, Direktorin der ISREC Stiftung.

Die Entwicklung dieser Phase des FLASH-Programms wird durch die exklusive finanzielle Unterstützung der Biltema Stiftung ermöglicht. «Die grosszügige Spende der Stiftung setzt den nötigen Impuls, um eine Brücke zwischen der experimentellen Phase und der klinischen Ebene zu schlagen. Sie wird vor allem zukünftigen Krebspatienten zugutekommen», fügt Prof. Gasser an. Biltema und ISREC hatten die ersten Etappen des FLASH-Programms schon mit einer Zuwendung in Höhe von einer Million Schweizer Franken unterstützt.

Während den nächsten viereinhalb Jahren werden die Komponenten und die Technologie der FLASH-Apparatur entwickelt, hergestellt, kalibriert und zusammengesetzt. Im CHUV wird zudem eine spezielle Einrichtung für die Anlage gebaut. Der Wissenschaftliche Rat der ISREC Stiftung wird als Aufsichtsbehörde für dieses Projekt eingesetzt. Das Team hofft, nach der klinischen Validierung der gesamten Anlage, im Laufe des Jahres 2025 die ersten Patienten im Rahmen einer klinischen Studie behandeln zu können. Die Apparatur wird FLASH-Bestrahlungen in allen Tumorarten bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern ermöglichen. «Die bei der FLASH-Therapie erreichte bemerkenswerte Erhaltung des gesunden Gewebes sollte eine Erhöhung der angewandten Strahlendosis und eine bessere Kontrolle von besonders behandlungsresistenten Tumoren ermöglichen, darunter von Glioblastomen, die zu unseren ersten Zielen gehören werden», sagt Professor Jean Bourhis, Leiter des FLASH-Strahlentherapieprogramms am CHUV.

«Die Dimension dieses Projektes und das Vertrauen, das uns die ISREC Stiftung, vermittelt durch ihren grosszügigen Spender, schenkt, unterstreichen die Spitzenposition des CHUVs in der Forschung und seine klinische Exzellenz von Weltrang. Dieses Mass an Unterstützung motiviert unsere Gesundheitsexperten und ihre Partner, unermüdlich nach Innovationen für Krebspatienten zu suchen», wird von Professor Philippe Eckert, Generaldirektor des CHUVs, angemerkt.

Kontakt ISREC Stiftung

Prof. Pierre-Marie Glauser – Präsident der ISREC Stiftung
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Prof. Susan Gasser – Direktorin der ISREC Stiftung
E-mail

Die ISREC Stiftung

Die ISREC Stiftung ist eine im Juni 1964 gegründete, gemeinnützige, private Stiftung. Zu ihren Aufgaben gehört die Förderung von Krebsforschungsprojekten, insbesondere von solchen, die den Wissenstransfer und das Zusammengehen von Grundlagen- und klinischer Forschung begünstigen, sowie von solchen, die die Ausbildung der nächsten Wissenschaftler- und Akademikergeneration in diesen Bereichen unterstützen.

Im Verlauf der letzten mehr als 55 Jahren wirkten gegen 150 schweizerische und ausländische Persönlichkeiten, darunter fünf Nobelpreisträger, im Stiftungsrat oder im Wissenschaftlichen Rat der ISREC Stiftung mit. Die ISREC Stiftung unterstützt insbesondere bedeutende Forschungsarbeiten und Entdeckungen in den Bereichen der Mutagenese, der Instabilität und Reparatur des Genoms, der Immunologie, der Immuntherapie, des Zellzyklus, der Zellbiologie, der tumoralen Virologie, der Onkogene, der Zelldifferenzierung und der Bioinformatik. Von Wissenschaftlern geleistete und durch die Stiftung unterstützte Arbeiten tragen seit mehreren Jahrzehnten zu einem besseren Verständnis der dem Krebs zugrundeliegenden Mechanismen bei und ermöglichen die Identifizierung neuer therapeutischer Ziele

Das CHUV in Kürze

Das CHUV gehört neben Genf, Bern, Basel und Zürich zu den fünf führenden Universitätspitälern der Schweiz. Es erfüllt drei Grundaufträge, die ihm vom Staat anvertraut werden: Behandlung, Ausbildung und Forschung. 

Dank seiner 12'436 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden 2022 im CHUV 53'422 Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen. 79’414 Notfälle wurden behandelt, täglich 3'900 ambulante Konsultationen durchgeführt und 3’185 Geburten begleitet. Sein jährliches Budget beläuft sich auf 1,9 Milliarden Franken.

Um die Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten sicherzustellen, arbeitet das CHUV eng mit der biologischen und medizinischen Fakultät der Universität Lausanne zusammen. Es kooperiert ausserdem mit anderen Hochschuleinrichtungen aus der Genferseeregion (EPFL, ISREC, Institut Ludwig, Universität Genf), dem Universitätskrankenhaus Genf sowie anderen Spitälern, Pflegeeinrichtungen und Institutionen, wie beispielsweise der Fédération des hôpitaux vaudois (Vereinigung der Waadtländer Spitäler) und der Société vaudoise de médecine (Waadtländer Gesellschaft für Medizin).

Seit 2019 gehört das CHUV laut dem Nachrichtenmagazin Newsweek zu den besten Krankenhäusern weltweit.