In den vergangenen zehn Jahren ist die Strahlentherapie dank technologischen Fortschritten zu einer präzisen und wirksamen Behandlung für Krebspatienten avanciert. Diese Therapieform wird schon lange zur Behandlung von Krebserkrankungen angewendet. Allerdings haben sich Innovationen in diesem Bereich nur langsam durchgesetzt. Vor bald 40 Jahren wurde festgestellt, dass eine kurz eingesetzte, hohe Strahlendosis (ein «Strahlen-FLASH») Tumorzellen selektiv beschädigen kann, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu beeinträchtigen. Diese Beobachtungen wurde viele Jahre lang nicht weiterverfolgt, bis einige Radioonkologen entschieden, die Resultate zu reproduzieren. Professor Jean Bourhis, Leiter der Strahlenonkologie-Abteilung am CHUV, und sein Team gehören zu den Pionieren.
Diese innovative Bestrahlungsmethode hat beeindruckende Ergebnisse geliefert und eröffnet nun neue Perspektiven für die Behandlung von strahlenresistenten Tumoren, bei denen eine Erhöhung der üblicherweise eingesetzten Strahlendosis zu einer Beschädigung des gesunden Gewebes führen würde. Die gängige Strahlentherapie dauert mehrere Minuten, während die FLASH-Therapie im Millisekundenbereich verabreicht wird. Diese äusserst kurze Bestrahlung erlaubt eine Schonung des gesunden Gewebes trotz effizienter Abtötung der Tumorzellen. Im vergangenen Jahr hat das CHUV im Rahmen einer Pilotstudie, die genauso wie das jetzige Projekt von der ISREC Stiftung unterstützt wurde, zwei klinische FLASH-Prototypen eingerichtet, mit denen Tumoren in einer Tiefe von bis zu 3 cm behandelt werden können. Ausserdem läuft im CHUV derzeit eine klinische Studie zur FLASH-Behandlung von oberflächlichen Hautkrebserkrankungen. «Die FLASH-Strahlentherapie eröffnet wichtige Perspektiven für eine signifikante Verbesserung des Behandlungsstandards und der Lebensqualität von Krebspatienten. Diese Kriterien gehören zu den Eckpfeilern der Aufgaben der Stiftung und sind für die Auswahl der Krebsforschungsprojekte, die wir unterstützen möchten, entscheidend», erklärt Prof. Pierre-Marie Glauser, Präsident der ISREC Stiftung.
Die Finanzierung in Höhe von 25 Millionen Schweizer Franken für diese Phase des FLASH-Strahlentherapieprogramms des CHUVs ermöglicht den bislang ungedeckten Bedarf einer Behandlung von tiefliegenden Tumoren anzugehen. Nur wenige hochspezialisierte Institutionen weltweit sind in der Lage, die technischen Schwierigkeiten zu bewältigen, die mit der hochenergetischen Strahlung einer FLASH-Behandlung von tiefliegenden Tumoren einhergehen. Zu diesen Einrichtungen gehört das CERN, das in Zusammenarbeit mit Radioonkologie-, Biologie- und Medizinphysikspezialisten des CHUVs zum weltweit ersten Mal eine Apparatur für die FLASH-Therapie mit hochenergetischen Elektronen entwickelt. Diese Therapie soll danach im CHUV etabliert und klinisch angewendet werden.
«In diesem innovativen, interdisziplinären Projekt arbeiten Biologen, Physiker und Mediziner eng zusammen. Oft werden in solch einer Konfiguration wichtige Fortschritte erzielt, und wir sind zuversichtlich, dass diese Zusammenarbeit zwischen dem CHUV und dem CERN das FLASH-Programm auf eine ganz neue Ebene der Effizienz und der Umsetzung führen wird. Es ist eine der Aufgaben der ISREC Stiftung, derartige translationale Krebsforschung zu fördern», erläutert Prof. Susan Gasser, Direktorin der ISREC Stiftung.
Die Entwicklung dieser Phase des FLASH-Programms wird durch die exklusive finanzielle Unterstützung der Biltema Stiftung ermöglicht. «Die grosszügige Spende der Stiftung setzt den nötigen Impuls, um eine Brücke zwischen der experimentellen Phase und der klinischen Ebene zu schlagen. Sie wird vor allem zukünftigen Krebspatienten zugutekommen», fügt Prof. Gasser an. Biltema und ISREC hatten die ersten Etappen des FLASH-Programms schon mit einer Zuwendung in Höhe von einer Million Schweizer Franken unterstützt.
Während den nächsten viereinhalb Jahren werden die Komponenten und die Technologie der FLASH-Apparatur entwickelt, hergestellt, kalibriert und zusammengesetzt. Im CHUV wird zudem eine spezielle Einrichtung für die Anlage gebaut. Der Wissenschaftliche Rat der ISREC Stiftung wird als Aufsichtsbehörde für dieses Projekt eingesetzt. Das Team hofft, nach der klinischen Validierung der gesamten Anlage, im Laufe des Jahres 2025 die ersten Patienten im Rahmen einer klinischen Studie behandeln zu können. Die Apparatur wird FLASH-Bestrahlungen in allen Tumorarten bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern ermöglichen. «Die bei der FLASH-Therapie erreichte bemerkenswerte Erhaltung des gesunden Gewebes sollte eine Erhöhung der angewandten Strahlendosis und eine bessere Kontrolle von besonders behandlungsresistenten Tumoren ermöglichen, darunter von Glioblastomen, die zu unseren ersten Zielen gehören werden», sagt Professor Jean Bourhis, Leiter des FLASH-Strahlentherapieprogramms am CHUV.
«Die Dimension dieses Projektes und das Vertrauen, das uns die ISREC Stiftung, vermittelt durch ihren grosszügigen Spender, schenkt, unterstreichen die Spitzenposition des CHUVs in der Forschung und seine klinische Exzellenz von Weltrang. Dieses Mass an Unterstützung motiviert unsere Gesundheitsexperten und ihre Partner, unermüdlich nach Innovationen für Krebspatienten zu suchen», wird von Professor Philippe Eckert, Generaldirektor des CHUVs, angemerkt.
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Prof. Pierre-Marie Glauser – Präsident der ISREC Stiftung
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Prof. Susan Gasser – Direktorin der ISREC Stiftung
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